Zuckerrübenkampagne startet mit gemischten Erwartungen
Dürre und Vorkehrungen für alternative Energieversorgung sind große Herausforderungen
Köln, 09.09.2022 – Heute startet die diesjährige Zuckerrübenkampagne von Pfeifer & Langen im Werk Lage (Ostwestfalen-Lippe). In Jülich (Rheinland) beginnt die Verarbeitung der Rüben am 19. September zeitgleich mit Könnern (Sachsen-Anhalt). Appeldorn (Rheinland) erzeugt ab dem 26. September Rübenzucker und am 04. Oktober geht die Kampagne letztlich auch in Euskirchen (Rheinland) los. Die anhaltende Trockenheit und die Vorkehrungen für eine sichere Energieversorgung haben dieses Jahr großen Einfluss auf die Kampagne.
Hoher Zuckergehalt kompensiert nur teilweise geringen Rübenertrag
Insgesamt erwartet das Unternehmen an seinen fünf deutschen Produktionsstandorten eine schwächere Zuckerrübenernte mit Zuckergehalten, die dank der vielen Sonnenstunden deutlich höher vorhergesagt werden als im 5-Jahresdurchschnitt. Jedoch kann der hohe Zuckergehalt den geringen Rübenertrag nicht komplett ausgleichen, so dass der Pfeifer & Langen von einer unterdurchschnittlichen Zuckererzeugung ausgeht.
Problemlösung der Energiekrise im Fokus
Seit Ausbruch des Angriffskriegs auf die Ukraine ist die Verfügbarkeit von Energie am Weltmarkt unsicher und die Kosten sind explodiert. Zur Sicherung der Kampagne und damit auch der Lebensmittelversorgung sowie der Lieferketten beschäftigte sich Pfeifer & Langen intensiv mit der Energieversorgung seiner Werke. Der Zuckerhersteller fand Lösungen für die unterschiedlichen Szenarien und deckte sich frühzeitig mit alternativen Energieträgern ein. Auch Biomasse wird erstmalig zum Einsatz kommen. Alle Werke sind zum Kampagnestart startklar. Die Belegschaft hat einen Kraftakt geleistet und an einigen Standorten Anlagen kurzfristig umgerüstet, um unabhängig von Erdgas zu werden. Zwei der fünf deutschen Werke (Jülich und Lage) sind auf Erdgas angewiesen, andere sind flexibel und können auch mit Brennstoffen wie Kohle, Öl oder Biomasse betrieben werden. Ganz ohne Gas geht es jedoch nicht, wobei das Unternehmen seinen Gasverbrauch in der kommenden Kampagne hierzulande um bis zu 50 Prozent gegenüber des Vorjahresverbrauchs reduzieren wird. Die kurzfristige Strategie zur Sicherung der Energieversorgung für die Kampagne 2022/23 sieht vor, dass im Unternehmen durch einen Brennstoffwechsel erhebliche Mengen an Erdgas reduziert werden, um die Gasversorgung in den gasabhängigen Werken zu sichern. Zusätzlich werden Rüben kostenaufwendig in gasunabhängige Schwesterwerke verlagert und dort verarbeitet. Der langfristige Plan von Pfeifer & Langen sieht die CO2-neutrale Zuckerproduktion bis spätestens 2040 vor. Im Zuge des Kohleausstiegs entwickelte das Unternehmen bereits vor mehreren Jahren eine Strategie zur treibhausneutralen Zuckerproduktion. Die aktuellen Entwicklungen auf dem Energiemarkt beschleunigen die Transformation in einigen Bereichen.
Nach gutem Start stresst die anhaltende Dürre die Zuckerrüben
Zu Beginn des Rübenjahrs waren die Bedingungen im ganzen Anbaugebiet von Pfeifer & Langen nahezu perfekt: vom Rheinland über Ostwestfalen-Lippe bis nach Sachsen-Anhalt. Nach einer frühen Aussaat ab Ende März sorgte die sehr gute Wachstumsperiode mit einem hervorragenden Wechselspiel aus Feuchtigkeit und Sonne für einen frühen Reihenschluss. Seit Juli leiden die Feldfrüchte jedoch unter der anhaltenden Dürre. Dies wirkt sich negativ auf den Ertragszuwachs der Zuckerrüben aus, vor allem in Gebieten mit geringerer Wasserspeicherfähigkeit der Böden, wie in Euskirchen. Die Rübe kann mit ihren etwa zwei Meter tiefen Wurzeln zwar generell gut mit Trockenheit umgehen, aber ganz ohne Wasser geht es dauerhaft nicht. Durch die außerordentlich vielen Sonnenstunden sind die Zuckergehalte sehr hoch. Doch haben Landwirtschaft und Zuckerhersteller Sorge, dass die Ernte zu stark leidet. Insbesondere in den Einzugsgebieten der Fabrikstandorte Euskirchen und Könnern ist die Situation teilweise dramatisch. Die Anbauregionen der Werke Lage, Appeldorn und Jülich sind von tiefgründigeren Böden gekennzeichnet und erwarten bessere, leicht über dem Durchschnitt liegende Zuckererträge. Appeldorn profitiert zudem davon, dass knapp die Hälfte der Felder der Anbauregion bewässert werden kann.
Aufwändiger Rübenanbau in Deutschland
Anders als in vielen Ländern in Europa ist der Einsatz von Insektenbekämpfungsmitteln als Saatgutbeize hier verboten, wodurch die deutsche Landwirtschaft benachteiligt ist. Durch das intensive Blattlausmonitoring und die gute Fachberatung der landwirtschaftlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Pfeifer & Langen ist es in Verbindung mit zielgerichteten Insektizidanwendungen gelungen, die Ausbreitung von Läusen und damit auch die Vergilbungsvirus-krankheit unter Kontrolle zu halten. Aber es bedeutete für alle erheblichen Mehraufwand. Das Licht am Ende des Tunnels sind neue Rübensorten. Züchterinnen und Züchter arbeiten an Sorten, die resistent gegen den Vergilbungsvirus und andere Blattkrankheiten sind. Wegen der Mittelverknappung bei der Unkrautbekämpfung müssen die Zuckerrübenanbauer und -anbauerinnen deutlich mehr Arbeit – auch per Hand – auf den Feldern betreiben. Auch der Arbeitskräftemangel macht sich bemerkbar: Es fehlt überall an Beschäftigen, die bereit sind, die harte Feldarbeit zu übernehmen. Hackroboter sollen zukünftig als mechanische Hilfe gegen das Unkraut auf den Feldern eingesetzt werden. Die Praxisversuche von Pfeifer & Langen in Kooperation mit Farming Revolution können hier richtungsweisend sein. Für das nächste Jahr ist die Weiterentwicklung der Hackroboter vorgesehen.
Gute Marktaussichten für die Zuckerrübenanbauer
Seit mehreren Jahren ist die Zuckerrübenanbaufläche in Europa rückläufig. Auch 2022 wurden rund 50.000 Hektar, das entspricht gut drei Prozent, weniger Zuckerrüben angebaut. In vielen Teilen Europas werden wegen der Trockenheit schwächere Ernten erwartet. Zucker bleibt daher in der Europäischen Union ein knappes Gut. Der Zuckermarkt kann mit anderen Agrarmärkten gut mithalten und die Landwirtschaft darf hohe Preise für ihre Zuckerrüben erwarten, was vor dem Hintergrund der Kostenexplosion entlang der gesamten Lieferkette vom Feld bis zum Endprodukt auch erforderlich ist.
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